

CLOTILDE KOCH-GONTARD
„Es macht mir recht viel Mühe, die Küche als den Hauptschauplatz meiner Tatkraft anzusehen.“
KINDHEIT UND JUGEND
Clotilde Koch-Gontard wurde am 27. Februar 1813 in Frankfurt am Main als jüngste Tochter des Kaufmanns Georg Ludwig Gontard und seiner Frau Charlotte Henriette Gontard-Karcher geboren. Schon in jungen Jahren zeigte sie ein starkes Interesse an gesellschaftlichen und politischen Fragen.
Ihre Kindheit und Jugend verliefen in einer wohlhabenden Familie, die ihr eine umfassende Bildung ermöglichte. Durch diese Bildung kam Koch-Gontard früh in Kontakt mit den Ideen des Vormärz, darunter Demokratie, Bürgerrechte und die soziale Frage. Diese prägten ihr späteres Engagement.
ALS ERWACHSENE
Im Jahr 1833 lernte Clotilde Koch auf einem Ball den Bankier Robert Koch kennen. Trotz des Widerstands ihrer Familie heirateten sie nur kurze Zeit später. Die beiden bekamen einen Sohn und drei Töchter.
In dieser Zeit begann sich Koch-Gontard stärker für gesellschaftliche und politische Themen zu interessieren. Ihr Engagement nahm weiter zu, als sie 1848 in Kontakt mit den liberalen Kräften der deutschen Einheitsbewegung trat. Bei einem Freundschaftsbesuch lernte sie Heinrich von Gagern kennen, der Präsident der Frankfurter Nationalversammlung wurde und sie politisch beeinflusste.
Koch-Gontard richtete nun bei sich zu Hause politische Salons ein; regelmäßig kamen die liberalen Politiker nach den Debatten in der Paulskirche zu ihr.
IHR SCHAFFEN
Clotilde Koch-Gontard widmete sich nicht nur politischen Debatten, sondern auch der Förderung politischer Veränderungen. Sie nutzte ihre Salons als Plattform für den Austausch über die wichtigsten politischen Themen ihrer Zeit. Zu den regelmäßigen Gästen gehörten viele bedeutende Politiker und Intellektuelle, darunter vor allem die Brüder Heinrich und Max von Gagern, Franz Peter Buhl, Ludwig Andreas Jordan, Karl Mittermaier, Friedrich Bassermann und Karl Mathy.
Durch diese intensiven Gespräche und den Austausch konnte sie ihre Ideen und Ziele für eine gerechtere Gesellschaft weiterverfolgen und unterstützen.
REVOLUTION 1848
Mit dem Ausbruch der Revolution 1848, die auf das Streben nach einer demokratischen und vereinigten deutschen Nation abzielte, trat Koch-Gontard noch aktiver in Erscheinung. Als Frauen im ersten deutschen Parlament nicht zugelassen waren, verkleidete sie sich als Mann und nahm heimlich an den Sitzungen der Nationalversammlung teil. Dort schrieb sie ein Parlamentstagebuch, das zu einer wichtigen Quelle für die weibliche Perspektive auf die Ereignisse wurde und zu den seltenen Zeugnissen dieser Zeit gehört.
NACH DER REVOLUTION
Nach dem Scheitern der demokratischen Revolution, als die reaktionären Großmächte Preußen und Österreich die Bewegung zerschlugen und der preußische König sich weigerte, den Kaiser des neu zu gründenden deutschen Nationalstaates zu werden, war die Enttäuschung bei Koch-Gontard groß.
Sie zog sich aus der politischen Szene zurück und widmete sich wohltätigen Aufgaben. Gemeinsam mit ihrer Schwester Marianne Lutteroth gründete sie ein Hospital und engagierte sich in der Unterstützung von Menschen in wirtschaftlicher Not. 1852 trat sie einem Unterstützungskomitee im Taunus bei und gründete in Frankfurt eine Fabrik für Stickereien. Nach dem Tod ihres Mannes und ihres Sohnes 1865 gab sie das Geschäft auf und zog mit ihrer Tochter Clotilde in den Frankfurter Kettenhofweg (Westend), wo sie bis zu ihrem Tod 1869 lebte. Bis dahin pflegte sie einen regen Briefwechsel mit ihrem Freund und politischen Vertrauten Heinrich von Gagern.
DIE (STILLE) BEOBACHTERIN DER NATIONALVERSAMMLUNG
Entdecke das Leben und das politische Engagement von Clotilde Koch-Gontard, einer wichtigen Figur der deutschen Revolutionsbewegung von 1848. Auf dieser Seite findest du eine Sammlung von Quellenmaterial und weiterführenden Informationen zu ihrer Biografie sowie ihrer Rolle in der politischen Diskussion der Zeit. Entdecke ihre einzigartige Perspektive als eine der ersten Frauen, die sich in die politische Debatte einbrachte, und ihren bedeutenden Beitrag zur Frauenbewegung. In kreativen Videos setzen sich Schülerinnen und Schüler mit Koch-Gontards Leben und ihrem Vermächtnis auseinander. Tauche ein in die Geschichte einer Frau, die nicht nur die Politik ihrer Zeit prägte, sondern auch für das Recht der Frauen auf politische Teilhabe kämpfte.

Ihr Blick auf die Nationalversammlung
Das Bild der Nationalversammlung in der Paulskirche von 1848 ist ein historisches Zeugnis eines bedeutenden Moments der deutschen Geschichte: Die erste frei gewählte Nationalversammlung tritt zusammen. In diesem Kontext spielte Clotilde Koch-Gontard eine besondere Rolle.
Obwohl Frauen nicht zugelassen waren, war sie als Beobachterin dabei. Verkleidet als Mann, nahm sie heimlich an den Sitzungen teil und schrieb ein Parlamentstagebuch, das eine seltene weibliche Perspektive auf das Geschehen bietet. Ihre Dokumentation ist nicht nur ein faszinierendes historisches Zeugnis, sondern auch ein Akt des Widerstands und des Engagements für die politische Teilhabe von Frauen. Gleichzeitig besuchte Koch-Gontard die sogenannte Damengalerie der Paulskirche, die den Frauen als Beobachtungsraum vorbehalten war, ohne dass sie aktiv an den Debatten teilnehmen durften. Dennoch brachte sie sich aktiv in den politischen Diskurs ein und setzte sich für eine stärkere Rolle der Frauen in der Gesellschaft ein. Ihr Engagement und ihre Entschlossenheit machten sie zu einer Vorreiterin der Frauenbewegung im Vormärz.
„Wer die Gesellschaft verändern möchte, darf nicht nur in den politischen Debatten mitreden, sondern muss auch die Frauen zu Wort kommen lassen, die ein unverzichtbares Element jeder gerechten Ordnung darstellen.“
Clotilde Koch-Gontard über die Rolle der Frauen in der Politik
ZEITSTRAHL
HISTORISCHES EREIGNIS
CLOTILDE KOCH-GONTARD
1813
Geburt als jüngste von fünf Töchtern des Kaufmanns Georg Ludwig Gontard und Charlotte Henriette Gontard-Karcher in Frankfurt am Main. Erhielt Unterricht von Privatlehrern, insbesondere in Musik und Kunst sowie Englisch und Französisch.
1833
Heirat mit dem Bankier Robert Koch. Sie bekamen einen Sohn und drei Töchter.
Februar 1848
In Mannheim kam es zu einer Volksversammlung, auf der wesentliche Forderungen der Revolution vorweggenommen wurden. Die weitestgehenden Forderungen (Volkssouveränität, Abschaffung der Adelsprivilegien, Volksbewaffnung und eine progressive Einkommenssteuer) verlangte der radikaldemokratische Flügel.
1848
Über Kontakte zu Freunden und Verwandten lernte sie den Liberalismus kennen. Ein enger Freund war Heinrich von Gagern, der erste Präsident der Deutschen Nationalversammlung 1848. Er und andere liberale Politiker kehrten immer wieder bei Koch-Gontard zu politischen Salons ein.
VIDEOS VON SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN
MATERIAL
Hier kannst du dich über das Leben von Clotilde Koch-Gontard und die Revolution 1848 informieren. Wir haben dafür Links und Downloads bereitgestellt. Wähle selbst, ob du mit einem Text, einem Radiobeitrag/Podcast oder einem Video beginnen möchtest.
Erinnerung aus Briefen und dem Tagebuch
Clotilde Koch-Gontard schreibt über die Revolution 1848 (Arbeitsblatt)
Mutter des Parlaments?
Zwei Frankfurter Schülerinnen erinnern sich an Clotilde Koch-Gontard
Clotilde Koch-Gontard und die versteckten Frauen in der Paulskirche
Zeitfragen aus dem Programm des Deutschlandfunks