Porträt von Emma Herwegh mit hochgestecktem Haar und Ohrringen, links Zeichnung der Frankfurter Paulskirche mit der Zahl 1848. Porträt von Emma Herwegh mit hochgestecktem Haar und Ohrringen, links Zeichnung der Frankfurter Paulskirche mit der Zahl 1848.

EMMA HERWEGH

„Die Frauen müssen sich selbst befreien, denn niemand wird es für sie tun.“

KINDHEIT UND JUGEND

Emma Herwegh wurde 1817 als Emma Siegmund geboren und wuchs in Berlin als Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns auf. Sie genoss eine umfassende Bildung, beherrschte sieben Sprachen und zeigte früh Interesse an politischen und sozialen Themen. Sie  kam früh in Berührung mit den Ideen des Vormärz – also Demokratie, Menschen- bzw. Bürgerrechte und Aspekte der sozialen Frage, die das Ende einer extremen Verarmung großer Bevölkerungsteile durch die Industrialisierung herbeiführen sollte.

Bereits in ihrer Jugend entwickelte sie eine kritische Haltung gegenüber den gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit, die Frauen auf traditionelle Rollen beschränkten. Sie strebte nach mehr Freiheit und Gleichberechtigung für Frauen und setzte sich aktiv für diese Ziele ein.

ALS ERWACHSENE

In Berlin lernten sich Emma und Georg Herwegh kennen und verlobten sich nur eine Woche später. 1843 heiratete sie den Dichter und Revolutionär Georg Herwegh und diese Ehe prägte ihre politische Laufbahn. Obwohl sie als Frau in einer von Männern dominierten Zeit lebte, engagierte sie sich zunehmend in den politischen Kämpfen ihrer Zeit.

Sie unterstützte ihren Mann als politische Mitstreiterin und engagierte sich aktiv in der Revolutionsbewegung von 1848. Emma Herwegh war eine der ersten Frauen, die in politischen Debatten offen ihre Stimme erhob und mit ihren Ideen den Widerstand gegen die konservativen Strukturen anheizte.

IHR SCHAFFEN

Emma Herwegh kämpfte für das Recht der Frauen auf Bildung, politische Teilhabe und gesellschaftliche Anerkennung. Sie setzte sich gegen die staatliche Unterdrückung und die gesellschaftlichen Strukturen ihrer Zeit zur Wehr. Sie war überzeugt, dass wahre Freiheit nur dann erreicht werden könne, wenn Frauen aktiv in die politischen Prozesse eingebunden werden. Ihre Schriften und öffentlichen Auftritte trugen dazu bei, das Bewusstsein für die Rechte der Frauen zu schärfen und die Diskussion über Gleichberechtigung voranzutreiben.

REVOLUTION 1848

Mit dem Ausbruch des revolutionären Geschehens in Deutschland wurde sie wieder politisch aktiv. In Baden führten sie und ihr Mann eine Schar Gleichgesinnter an, um die Aufständischen Friedrich Hecker und Gustav Struve zu unterstützen.

Emma Herwegh tat sich hier besonders kämpferisch hervor: Ihr wurde nachgesagt, eine unerschrockene Kämpferin zu sein: In Männerkleidung und bewaffnet beteiligte sie sich an der Revolution. Doch die selbsternannten Freiheitskämpfer hatten wenig Erfolg: Württembergische Truppen zerschlugen ihre Legion, da zwei Kampfzüge sich nicht koordinieren konnten. Die Herweghs flohen als Bauern getarnt ins Exil.

NACH DER REVOLUTION

Nach der Revolution von 1848 und den Niederlagen der demokratischen Bewegung, zog sich Emma Herwegh nicht zurück, sondern setzte ihr Engagement in der Frauenbewegung fort. Sie publizierte Essays und Artikel, in denen sie für die Rechte der Frauen und die Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Stellung kämpfte. In ihren Schriften forderte sie immer wieder eine gerechtere Gesellschaft, in der auch Frauen die Möglichkeit hätten, sich politisch und gesellschaftlich zu engagieren.

Gustav Struve und Georg Herwegh schlossen sich in den 1860er Jahren der Arbeiterbewegung in Deutschland an, Emma Herwegh verblieb währenddessen in der Schweiz und unterstützte von dort durch ihre Italienischkenntnisse die italienische Freiheitsbewegung. Ab 1878 wohnte sie in Paris, übersetzte dort Literatur, unterstützte den jungen Autor Frank Wedekind und versuchte, das revolutionäre Werk ihres Mannes zu bewahren. 1904 starb sie.

KÄMPFERIN FÜR FREIHEIT UND GLEICHBERECHTIGUNG

Erkunde das Leben von Emma Herwegh, einer Aktivistin der Revolutionszeit und einer der ersten Frauen, die sich für politische Mitbestimmung und Gleichberechtigung einsetzte. Auf dieser Seite findest du weiterführende Informationen zu ihrer Biografie, ihrem Engagement in der Revolution von 1848 und ihrer zentralen Rolle in der frühen Frauenbewegung. In kreativen Videos setzen sich Schülerinnen und Schüler mit ihrem Leben und ihrem Vermächtnis auseinander. Tauche ein in die Geschichte einer Frau, die nicht nur für die Rechte der Frauen kämpfte, sondern auch das politische Klima ihrer Zeit maßgeblich mitgestaltete.

GEORG HERWEGH ERINNERT SICH AN SEINE FRAU

Der Mann von Emma Herwegh, Georg Herwegh, war ein bekannter Dichter in Deutschland. In diesem Zitat betont er den Mut und die Entschlossenheit seiner Frau während der Revolution 1848. Emma kämpfte auf den Barrikaden und zeigte trotz schwieriger Bedingungen wie Schnee, Regen und Hunger eine bemerkenswerte Ausdauer und Überzeugung für die Demokratie. Nur allzu gerne wäre sie von geschlechtlich zugeschriebenen Eigenschaften den Erzählungen nach gerne ein Mann gewesen. Die deutsche Schriftstellerin Elke Heidenreich zitiert Herwegh mit den Worten: „Es gibt Stunden, Tage, wo ich alles hingeben möchte, ein Mann zu sein. Alles, damit ich so auftreten könnte, wies die innere Stimme mich heischt und der Frauenrock mir verbietet.“

„Das Mädchen ist noch rabiater als ich und ein Republikaner von der ersten Sorte.“

„Oft kommt’s mir vor, als glaubten die Männer, wir wären nur zum Vergnügen in der Welt, zum Spaß für sie, und das ist der Punkt, der mich rasend machen könnte.“

Emma Herwegh kritisiert die Rolle der Frau in der Gesellschaft

Symbolgrafik mit Kalender und nach unten zeigendem Pfeil kennzeichnet Rubrik Zeitrsahl.

ZEITSTRAHL

HISTORISCHES EREIGNIS

EMMA HERWEGH

10. Mai 1817

Geburt in Berlin, als Kind eines wohlhabenden Berliner Seidenhändlers. Emma erhielt eine exzellente Ausbildung und sehnte sich früh nach einer freien und gleichen Republik.

1830

In Frankreich ergriff das Bürgertum wieder die Macht, als König Karl X. versuchte, die Vorherrschaft des Adels wiederherzustellen und dafür das Parlament auflöste. Im Juli erhoben sich in Paris Handwerker, Arbeiter und Studenten und zwangen den König zur Abdankung und Flucht nach England.

Ende 1842

In Berlin lernte sie ihren Mann Georg Herwegh, einen revolutionären Dichter, kennen. Nur eine Woche später heirateten die beiden.

1846-1847

Hungersnöte in fast allen deutschen Staaten und Regionen aufgrund einer schweren Missernte führten zur Verteuerung der Lebensmittel. Hungerrevolten wie die „Kartoffelrevolution“ in Berlin, April 1847, fanden statt. Vor allem die armen Bevölkerungsgruppen, darunter Arbeiter, verarmte Handwerker und Landarbeitende litten, die soziale Not ist groß.

Symbolgrafik mit Notenblatt, Mikrofon, Wiedergabe-Button kennzeichnet den Materialbereich

MATERIAL

Hier kannst du dich über das Leben von Emma Herwegh und die Revolution 1848 informieren. Wir haben dafür Links und Downloads bereitgestellt. Wähle selbst, ob du mit einem Text, einem Radiobeitrag/Podcast oder einem Video beginnen möchtest.

Frühe Europäerin und junge Wutbürgerin

Emma Herwegh kämpfte für die Freiheit: Der Artikel beleuchtet das Schaffen von Emma Herwegh.

„Sie war infiziert von revolutionären Gedanken“

Der Romanautor Dirk Kubjuweit schreibt in diesem Artikel über die Radikaldemokratin Emma Herwegh (Deutschlandfunk).

Kurzbiografie von Emma und Georg Herwegh

In der Reihe 100 Köpfe der Demokratie findet ihr weitere Informationen zur Biografie und Wirken von Emma Herwegh.

Eine radikale Demokratin

Porträt über Emma Herwegh im Staatsanzeiger des Landes Baden-Württemberg

Die Berliner Bürgerstochter, die eine Revolutionärin war

Porträt in der Berliner Zeitung (BZ)

Die rabiate Republikanerin

Arbeitsblatt zu Emma Herwegh

Die Revolutionärin Emma Herwegh

Beitrag des Deutschlandfunks-Kalenderblatts

Liebe und Revolution: Die Leidenschaften der Emma Herwegh

Ein Beitrag des Südwest Rundfunks (SWR)

Emma Herwegh: Die revolutionäre Frau

Hörbuch von Jörg Bong (Kapitel 1)