Porträtfoto von Ina Merkel vor lilafarbenem Hintergrund mit stilisierter Ansicht der Nikolaikirche Leipzig und der Zahl 1989. Porträtfoto von Ina Merkel vor lilafarbenem Hintergrund mit stilisierter Ansicht der Nikolaikirche Leipzig und der Zahl 1989.

INA MERKEL

„Ohne Frauen ist kein Staat zu machen!“

KINDHEIT UND JUGEND

Ina Merkel wurde 1957 in Wriezen, Brandenburg, geboren. Ihr Vater war Diplomat in der DDR, die Mutter Lehrerin. Sie wuchs in Potsdam auf. Nach dem Abitur 1976 war sie Volontärin bei der Zeitung „Junge Welt“.

ALS ERWACHSENE

1977 trat sie der SED bei, 1978 begann sie ein Studium an der Humboldt-Universität (HU) in Berlin im Bereich der Kultur- und Theaterwissenschaften, das sie 1983 abschloss. Anschließend strebte sie eine Promotion an. Schon damals galt ihr Interesse vor allem der Frauenfrage. Bereits 1982 wurde sie Mitglied des Arbeitskreises „Frauenforschung“ bei Irene Dölling. Nur drei Jahre später legte sie eine Promotion vor. Der Titel: „Geschlechterspezifik individueller Vergesellschaftung“. Sie wurde Assistentin an der Sektion Ästhetik/Kunstwissenschaften der HU.

IM WIDERSTAND

Spät schloss sie sich der Opposition in der ehemaligen DDR an. 1989 war sie Mitbegründerin des Unabhängigen Frauenverbands (UFV) und bis März 1990 Mitglied des Sprecherinnenrats. Berühmt wurde sie für das von ihr verfasste Manifest des UFV: „Ohne Frauen ist kein Staat zu machen.“ Es war ein Plädoyer für mehr Frauen in politischen Führungspositionen. Erst im Dezember 1989 trat sie aus der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED) aus und versuchte daraufhin eine unabhängige sozialistische Partei zu gründen, doch das Vorhaben scheiterte.

NACH DER WIEDERVEREINIGUNG

Nach der Wiedervereinigung zog sie sich aus der Politik zurück, ging für einen längeren Forschungsaufenthalt in die USA und wurde nach ihrer Rückkehr wissenschaftliche Assistentin am Institut für Ethnographie, abermals an der HU Berlin. 2000 wurde sie an der Philipps-Universität Marburg zur Professorin berufen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Geschlechterverhältnisse, Medien und Konsumgeschichte mit Bezug auf die Geschichte der DDR.

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KÄMPFERIN FÜR MENSCHENRECHTE

Entdecke das Leben und Engagement von Ina Merkel, einer bedeutenden Figur der Friedlichen Revolution. Auf dieser Seite findest du weiterführende Informationen zu ihrer Biografie sowie ihrer aktiven Rolle während der Umbrüche von 1989. Als eine der führenden Stimmen der Bürgerbewegung setzte sie sich unermüdlich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte ein. In kreativen Videos setzen sich Schülerinnen und Schüler mit ihrer Geschichte und ihrem Vermächtnis auseinander. Tauche ein in das Leben einer Frau, die für Veränderung und eine bessere Zukunft kämpfte.

Schwarz-weiß-Fotografie einer Demonstration des Unabhängigen Frauenverbunds in der Brandenburger Straße, Berlin 1994: Frauen tragen ein Transparent mit der Aufschrift ‚Heute streiken Frauen‘, Passanten und Kinder im Vordergrund.
picture alliance / SZ Photo | MAZ/Bernd Gartenschläger

PLATTFORM FÜR FRAUEN UND POLITISCHE TEILHABE

Ina Merkel setzte sich vehement für die Rechte der Frauen und gegen ihre Benachteiligung in Politik und Gesellschaft ein. Der Unabhängige Frauenverband, gegründet in den frühen 1990er Jahren, war eine Reaktion auf die gesellschaftlichen und politischen Ungleichgewichte, die Frauen trotz der Wiedervereinigung weiterhin benachteiligten. Merkel und der Verband kritisierten die fehlende Umsetzung von Frauenrechten in der neuen politischen Landschaft und setzten sich für die Anerkennung der weiblichen Perspektive im öffentlichen Diskurs ein.

Mit ihrer Arbeit prägte Ina Merkel eine neue Generation von Frauenaktivistinnen, die in der Nach-Wende-Zeit nicht nur für Gleichberechtigung kämpften, sondern auch die soziale und politische Bedeutung von Frauen als eigenständige Akteurinnen in der Gesellschaft herausstellten. Der Unabhängige Frauenverband trug vor allem durch die „Frauenwoche“ maßgeblich dazu bei, dass frauenspezifische Themen wie Gewalt gegen Frauen, Arbeitsmarktungleichheiten und die Repräsentation von Frauen in der Politik weiterhin sichtbar blieben.

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ZITATE VON INA MERKEL

„Mich hat es sehr begeistert zu erleben, wie sich Frauen öffentlich aussprachen und von ihren Gefühlen erzählten. Dass sie immer gedacht haben, es läge nur an ihnen selbst, wenn sie im Beruf nicht weiterkamen oder an ihren Beziehungen verzweifelten, und nun – da viele dieselben Geschichten erzählten – merkten, dass es an den patriarchalen Strukturen der Gesellschaft lag.“

Das sagt Ina Merkel 2025 in einem Interview mit dem theologischen Online-Magazin Feinschwarz

ZEITSTRAHL

HISTORISCHES EREIGNIS

INA MERKEL

1957

Am 28. Juli wurde Ina Merkel in Wriezen (Oderbruch) geboren. Ihr Vater war Diplomat, die Mutter Lehrerin. Sie wuchs in Potsdam und zum Teil auch in Ost-Berlin auf.

1976

Beginn eines Volontariats (einer journalistischen Ausbildung) bei der Tageszeitung „Junge Welt“

1983

Beginn eines Studiums an der Humboldt-Universität Berlin. Hauptsächliche Interessensgegenstand war die Frauenfrage bzw. Geschlechtsspezifik individueller Vergesellschaftung, wie es im Titel ihrer Promotion heißt.

März 1985

Der neue Generalsekretär der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, vollzog eine Abkehr von der Breschnew-Doktrin. Die sogenannten sozialistischen Brüderstaaten der Sowjetunion durften nun eigene Wege gehen. Innerhalb Polens, der Tschechoslowakei und Ungarn kam es sogleich zu Reformbewegungen.

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VIDEOS DER SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER ZU INA MERKEL

MATERIAL

Hier kannst du dich über das Leben von Ina Merkel und die Friedliche Revolution 1989 informieren. Wir haben dafür Links und Downloads bereitgestellt. Wähle selbst, ob du mit einem Text, einem Radiobeitrag/Podcast oder einem Video beginnen möchtest.

Das deutsche Frauenarchiv stellt Ina Merkel vor
„Die besonderen Interessen von Frauen werden weder in den Parteien, noch in den Massenorganisationen angemessen artikuliert und vertreten.“

Das Manifest „Ohne Frauen ist kein Staat zu machen“

Merkel fordert hierin die Beteiligung von Frauen am Staatswesen

Ina Merkel blickt auf 1989 zurück

„Die Frauenbewegung ist kein Haus für gefallene Mädchen“

Was war der Unabhängige Frauenverband (UFV)?

Der Lexikonartikel von Jugendopposition verrät mehr

Persönliche Rückblicke auf die Friedliche Revolution 1989

Ina Merkel fragt sich: Was war Utopie – und was bleibt? (ab S. 30)