Porträt von Petra Lux beim Sprechen in mehrere Mikrofone, daneben lilafarbene Grafik der Nikolaikirche Leipzig mit der Zahl 1989. Porträt von Petra Lux beim Sprechen in mehrere Mikrofone, daneben lilafarbene Grafik der Nikolaikirche Leipzig mit der Zahl 1989.

PETRA LUX

„Ich habe mein Ding gemacht in der DDR und ich habe dafür einen hohen Preis bezahlt.“

KINDHEIT UND JUGEND

Petra Lux wurde 1962 in der DDR geboren und wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Schon als Kind zeigte sie ein starkes Bewusstsein für die sozialen Missstände ihrer Umgebung, die von der politischen Unterdrückung des SED-Regimes geprägt waren. In einer Zeit, in der Meinungsfreiheit und die Möglichkeit zur politischen Entfaltung stark eingeschränkt waren, erlebte Lux die Unterschiede zwischen der offiziellen, staatlich geförderten Version der DDR und der Realität, mit der sie und ihre Familie konfrontiert waren. Sie wuchs mit der Erfahrung auf, dass die DDR eine Gesellschaft war, in der viele Menschen  ständig aufpassen mussten, was sie sagten und taten.

Petra Lux war in ihrer Jugend sehr aktiv. Sie interessierte sich für Literatur und Kunst, die sie als Wege zur freien Entfaltung und zur Auseinandersetzung mit der Welt um sie herum sah. Nach der Schule machte sie eine Ausbildung als Buchhändlerin, ein Beruf, der ihr nicht nur den Zugang zu vielen verschiedenen Ideen und Perspektiven ermöglichte, sondern auch ihren Wunsch, die Welt kritisch zu hinterfragen, verstärkte.

ALS ERWACHSENE

Als junge Erwachsene erlebte Petra Lux die ständigen Einschränkungen und die Zensur in der DDR. Sie nahm regelmäßig an kulturellen Veranstaltungen und literarischen Diskussionen teil, die als eine Art Widerstand gegen das eintönige und zensierte gesellschaftliche Leben der DDR verstanden werden konnten. Diese Treffen, oft im kleinen Kreis, gaben ihr eine Plattform, um ihre Ideen zu äußern und sich mit anderen Menschen auszutauschen, die ähnlich dachten.

In den 1980er Jahren wurde Petra Lux immer mehr zu einer aktiven Kritikerin des Regimes. Sie hatte erkannt, dass Veränderungen nur durch aktiven Widerstand möglich waren.  1989 wurde sie zu einer der führenden Figuren in der Leipziger Bürgerbewegung. Lux engagierte sich zunächst in der Gruppe der Leipziger Demokraten, einer der ersten oppositionellen Gruppen in der DDR, die sich für Freiheit und die Rechte des Individuums einsetzte. Sie war ein aktiver Bestandteil der Montagsdemonstrationen und setzte sich entschlossen für den friedlichen Widerstand gegen das Regime ein.

IM WIDERSTAND

Petra Lux arbeitete als Volontärin in Berlin beim Rundfunk und studierte von 1976 bis 1980 Journalistik in Leipzig an der Karl-Marx-Universität. Weil sie als Journalistin keine Möglichkeit sah, in der autoritären DDR ihre Ideale zu verwirklichen, leitete sie in Leipzig-Schönefeld das Jugendklubhaus „Jörgen Schmidtchen“. Für das Jugendklaubhaus organsierte sie Veranstaltungen mit unangepassten Künstlerinnen und Liedermachern mit kritischen Texten. Dazu gründete sie das erste Frauenzentrum in einem staatlichen Kulturhaus der DDR und organisierte, ebenfalls als erste Kultureinrichtung des Landes, Tanzabende für gleichgeschlechtliche Paare. 1983 wurde sie deshalb als Kulturhausleiterin fristlos entlassen und ins Bezirkskabinett für Kulturarbeit versetzt. Gegen sie wurde ein Auslandsreiseverbot verhängt.

In ihren Wohnräumen und der Werkstatt ihres Mannes fanden daraufhin Gesprächskreise und illegale Konzerte mit Künstlern statt, die sich kritisch mit der SED-Diktatur auseinandersetzen. Ihr privates Fotolabor stellte sie für die Herstellung von kritischen Materialien zur Verfügung.

Petra Lux setzte sich dafür ein, dass Frauen in Politik und Gesellschaft gleichberechtigt wahrgenommen wurden. Obwohl im Sozialismus der DDR die Frau unabhängig war, weil sie arbeiten gehen durfte, waren Geschlechterbilder weiter in der Breite der Bevölkerung fest verankert: So hatte sich die Frau um die Erziehung der Kinder zu kümmern – neben ihrer Berufstätigkeit in Vollzeit.

FRIEDLICHE REVOLUTION

Petra Lux organisierte nicht nur Demonstrationen, sondern engagierte sich auch in der Kommunikation mit der westdeutschen Presse und half dabei, die Bewegung einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Lux war Mitbegründerin der Fraueninitiative Leipzig (FIL). Am 04.10.1989 trat sie dem Neuen Forum, einer Oppositionsgruppe der DDR, bei. Auf einer Kundgebung des Neuen Forum sagte sie: „Jetzt, 1989, haben wir unsere Oktoberrevolution! Hört auf, Krankenschwestern zu sein für die abgekämpften Helden aus der Politik. Bringt euch selbst ein.“ Im Neuen Forum forderte sie eine paritätische Besetzung der Posten, das heißt Frauen und Männer sollten in der Politik genauso gleichmäßig vertreten sein wie in der Bevölkerung.

NACH DER DDR

Nach dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands setzte Petra Lux ihr politisches Engagement fort, jedoch in einem neuen Kontext. Sie wurde aktiv in der politischen Bildung und engagierte sich in verschiedenen Organisationen, die sich mit der Aufarbeitung der DDR-Geschichte beschäftigten. Ihr Ziel war es, die Erfahrungen und die Bedeutung der Friedlichen Revolution für die nachfolgende Generation zu bewahren.

Lux arbeitete auch an Projekten zur Förderung von Demokratie und der Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in der neuen Bundesrepublik. Sie setzte sich dafür ein, dass die positiven Errungenschaften der Revolution – wie Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Demokratie – in der deutschen Gesellschaft weiter verankert werden. Gleichzeitig kritisierte sie die Schattenseiten der Wiedervereinigung, bei denen viele Menschen aus der ehemaligen DDR das Gefühl hatten, dass ihre Stimmen und Erfahrungen nicht ausreichend beachtet wurden.

Heute ist Petra Lux eine anerkannte Stimme in der Erinnerungskultur der deutschen Wiedervereinigung und engagiert sich weiterhin in der Aufarbeitung der DDR-Geschichte sowie der Förderung von Demokratie und Menschenrechten.

In einem Interview 1999 sagte sie über die Friedliche Revolution: „Also diese paar Wochen im September und Oktober 1989 waren eine ganz große Kostbarkeit.“ 1996 erhält sie den Journalistinnenpreis „Hexe“ des Unabhängigen Frauenverbandes – einer weiteren Oppositionsgruppe in der ehemaligen DDR, in der sich ausschließlich Frauen organisierten.

Icon einer schwarzen Lupe.

STIMME DER FREIHEIT IN DER FRIEDLICHEN REVOLUTION

Entdecke das Engagement von Petra Lux, einer mutigen und einflussreichen Figur der Friedlichen Revolution 1989. Auf dieser Seite findest du eine Sammlung von Quellenmaterial und weiterführenden Informationen zu ihrer Biografie sowie ihrer bedeutenden Rolle bei den Montagsdemonstrationen und ihrem Einsatz für Demokratie und Menschenrechte in der DDR. In kreativen Videos setzen sich Schülerinnen und Schüler mit Petra Lux‘ Lebensweg und ihrem Vermächtnis auseinander. Tauche ein in das Leben einer Frau, die sich unerschrocken für Freiheit und Veränderung einsetzte und eine zentrale Rolle in der Revolution spielte:

Schwarz-Weiß Fotografie einer Demonstration 1989. Auf einem Schild steht: "Nur Geteilte Macht ist Gute."
picture alliance / dpa | -

AKTIVISTIN FÜR FRAUENRECHTE UND TEIL DER FRIEDLICHEN REVOLUTION

Petra Lux war eine engagierte Aktivistin der Friedlichen Revolution und eine zentrale Figur in der Fraueninitiative Leipzig. Die Fraueninitiative setzte sich für die Rechte von Frauen in der DDR und deren stärkere politische Beteiligung ein. Während der Revolution 1989 war Lux nicht nur als Teil der Montagsdemonstrationen aktiv, sondern auch als eine der ersten, die die Bedeutung der Gleichstellung der Geschlechter in politischen Prozessen betonte. Sie forderte eine Gesellschaft, in der Frauen nicht nur als Zuschauerinnen, sondern als gleichwertige politische Akteurinnen wahrgenommen werden. Ihr Engagement in der Fraueninitiative Leipzig und ihre Teilnahme an den Protesten trugen dazu bei, dass die Stimme der Frauen in der politischen Diskussion der Wendezeit gehört wurde.

„Die Montagsdemonstrationen waren nicht nur ein Widerstand gegen die Regierung, sondern ein Aufbegehren gegen die Stille, die uns in der DDR auferlegt wurde. Wir wollten endlich unsere Stimmen erheben.“

Aus einem Interview mit Petra Lux (2010)
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ZITATE VON PETRA LUX

ZEITSTRAHL

HISTORISCHES EREIGNIS

PETRA LUX

1956

Geburt in Hermsdorf, Thüringen. Lux wuchs in einer katholischen Familie auf.

1976

Beginn des Journalistik-Studiums an der Karl-Marx-Universität in Leipzig.

1980

Aufnahme eines Volontariats beim Rundfunk in Berlin. Früh bemerkte sie: Als Journalistin kann sie nicht kritisch berichten in einer Diktatur. Sie suchte einen Ausweg.

1980

Engagement als Jugendklubhausleiterin im Jörgen Schmidtchen in Leipzig-Schönefeld. Lux organisierte Veranstaltungen wie die „Spätlese“ mit unangepassten Künstlerinnen und Künstlerin aus der DDR.

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VIDEOS VON SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN

MATERIAL

Hier kannst du dich über das Leben von Petra Lux und die Friedliche Revolution 1989 informieren. Wir haben dafür Links und Downloads bereitgestellt. Wähle selbst, ob du mit einem Text, einem Radiobeitrag/Podcast oder einem Video beginnen möchtest.

Feministische Herbststürme

Petra Lux als Gründerin der Fraueninitiative Leipzig (FIL) während der Friedlichen Revolution 1989

… Folgen eines „mütterlichen Hausfrauensyndrom“ …

Petra Lux erinnert sich an die Friedliche Revolution 1989

„Null Bock auf Emanzen!“

Petra Lux in einem Interview mit der Tageszeitung (taz) (1990)

Petra Lux erzählt einen Witz über die Friedliche Revolution 1989

Kreuzer Leipzig, Lokalzeitung

Der Gründungsaufruf des NEUEN FORUMS

Petra Lux ist eine Erstunterzeichnerin

Unangepasste Frauen in der DDR

Ein Radiobeitrag des Deutschlandfunks (DLF)

Die „Spätlese“

Petra Lux über ihre (system-)kritischen Abendveranstaltungen

„Die Andersdenkenden – Was aus den DDR-Bürgerrechtlern wurde“

Petra Lux in einer Dokumentation des Rundfunks Berlin Brandenburg (RBB)

(ab 3:50 Min. – 5:50 Min. und 7:50 Min. – 8:13 Min. und 14:35 Min. – 16:32 Min. und 40:35 Min. – 41:30 Min.)